2008 | Mainz - wie es fügt und macht

Leserbrief in der RZ - Alles schon mal dagewesen

In Rheinland-Pfalz stehen nach 40 Jahren wieder Gebiets- und Verwaltungsreformen an und das neue Landersentwicklungsprogamm LEP IV tritt in Kraft.

Damit eröffnen sich auch für die Region im Bereich Zell Chancen zu positiver Veränderung. Wenn man sie denn angeht! Könnte man sich damit anfreunden, zwischen Trier und Koblenz, genau in der Mitte gelegen, eine etwas größere Stadt mit 10.000 und mehr Einwohnern zu gestalten? Pünderich, Briedel, Zell mit seinen Stadtteilen, Bullay, Alf sowie Neef und St. Aldegund zusammen legen? Ein natürlicher Zusammenschluss der Orte und Ortsteile rund um die Moselschleife, die sich hervorragend ergänzen würden.

Zahlreiche aktuelle Projekte führen beispielsweise vor Augen, wie viel einfacher sie abzuwickeln wären, wenn sie in einem geschlossenen Stadtgebiet koordiniert verwirklicht würden: Prinzenkopfturm, Marina Moselschleife, Schwimmbäder, Bauhöfe, Themenwege, Weinwerbung und besonders der Tourismus und die Vermarktung desselben unter der Dachmarke Mosel, wobei das Thema „Tourist-Büro“ gleich mit gelöst wäre. Eine gestärkte überlebensfähige Kraft neben den Nachbarzentren, die keineswegs schlafen! Ein starker Auftritt mit Profil, Bedeutung und Potential. Alleine der stetige Bevölkerungsschwund erfordert schon den Ausgleich über veränderte Ortsgrößen.

Ich vermisse, dass solche Überlegungen nicht von regionaler politischer Seite geäußert werden. Jetzt, wo sich für die nächsten Jahrzehnte die vorerst letzte Gelegenheit zu positiver Veränderung auftut. Wie und wohin Verwaltungsaufgaben delegiert werden, dürfte zweitrangig und zu regeln sein, denn moderne Vernetzungen bieten ausreichend Spielräume und Kooperationsmöglichkeiten. Andererseits bestände auch dem Verbleib eines solchen größeren Stadtgebietes in einer Verbandsgemeinde nichts im Wege. Auch könnten im Hunsrücker Verbandsgemeindeteil entsprechende Überlegungen angestellt werden, um deren eigene Stärken zu bündeln.

Was ansonsten mit der Verbandsgemeinde oder auch mit dem Kreis geschehen soll, müsste ebenfalls hinterfragt werden. Oder lassen wir uns einfach überraschen und beugen uns? Getreu dem Motto: „Mainz, wie es fügt und macht!“ Alles schon mal dagewesen!

Jürgen Wirtz
Zell an der Moselschleife

April 2008

2010 | Kommunalreform

Leserbrief zur Kommunalreform im Kreis (erschienen Anfang Dezember 2010 in der Rheinzeitung)

Überall im Kreis und andernorts schreitet die Weiterentwicklung der kommunalen Einheiten fort. Zell und die benachbarten Orte an der Mosel bieten sich geradezu an, im Rahmen der laufenden und geplanten Reformen zukunftssicher zusammen zu wachsen. Alleine schon der Rückgang der Bevölkerungszahlen erfordert Handlungsbedarf.

Die Gemeinden und Stadtteile rund um die Moselschleife bei Zell haben viele Gemeinsamkeiten mit unserem Wein, dem Tourismus und deren Vermarktung sowie dem Arbeitsplatzangebot. Andererseits finden sich in den einzelnen Orten und Stadtteilen Einrichtungen, die - sich ergänzend - eine Angebotsvielfalt für alle in allen Bereichen darstellen, wie sie keine der einzelnen Gemeinden alleine bieten kann. Jeder bringt was ein.

Viele Familien sind über die einzelnen Orte hinweg miteinander verbunden. Man wohnt hier und arbeitet dort. Vereine kooperieren. Alf und Bullay haben schon die Fühler zueinander ausgestreckt. Beim Wein liegen die Interessen nahe beieinander. Der Tourismus ruft geradezu nach Zusammenwirken nach außen hin und nach innen. „Politische“ Probleme, wie in der Vergangenheit z. B. der Prinzenkopfturm und das Alfer Schwimmbad wären einfacher zu lösen und die Positionierung „nach oben“ wäre gewichtiger. Die Verwaltung müsste sich Kosten sparend vereinfachen lassen. Und, und, und...

Das Wichtigste: überall um uns herum bilden sich im Wettbewerb zu uns leistungsfähige kommunale Einheiten, neben denen unsere Region um die Moselschleife herum auf Dauer nicht nachstehen sollte. Daher dürfte es von Interesse sein, aus dem bisherigen nachbarschaftlichen Nebeneinander eine kleine größere Stadt zu machen, die als eines der Zentren an der Mosel und zwischen Eifel und Hunsrück besser in die Landschaft und auf jede Landkarte passen würde, als jeder Ort für sich alleine.

Sollten die Gedanken Gefallen finden, erwarte ich gerne Kommentare (hier in der Rheinzeitung oder) an mich persönlich und interessiere mich auch für die Gegenargumente. Tel. 9873-0 (gemeinsame Vorwahl 06542) oder eMail: j.wirtz@wirtz-online.de.

Jürgen Wirtz
Zell an der Moselschleife

Dezember 2010

Wirtschaftsstandort Kreis Cochem – Zell

Unlängst war in der RZ zu lesen, dass unsere Jugend den Kreis Cochem-Zell als wirtschaftsfeindlich empfindet.

Die Verantwortlichen müssen sich fragen woher diese Meinung kommt und ob sie tatsächlich nur auf unsere Jugend beschränkt bleibt. Würde man all die Pendler befragen die jeden Morgen ausschwärmen um im Großraum Koblenz, Mayen oder Wittlich zu arbeiten, würde man sicher eine ähnliche Meinung hören. Der Kreis Cochem Zell brüstet sich dann auch noch mit einer niedrigen Arbeitslosenzahl die in der Tat auf den ersten Blick sehr positiv erscheint. Ist es aber nicht!

Die wirtschaftliche Entwicklung im Kreis Cochem Zell weist seit vielen Jahren bereits Probleme auf die bis heute nicht wirklich erkannt und abgestellt wurden. Es gibt im Kreis Cochem Zell kaum noch einen Haushalt der nicht mindestens eines seiner Kinder nach dem Studium oder der Ausbildung hat weg ziehen sehen um einer geregelten und der Ausbildung entsprechenden Arbeit nach zu kommen. In unserem Landkreis wurde es in der Vergangenheit einfach versäumt für die Ansiedlung von Unternehmen zu sorgen die interessante Arbeitsplätze bieten. Nur 10 Prozent der Abiturienten verbleiben im Kreis und finden hier eine Arbeit. Die Zahl ist meiner Meinung nach beschämend. Um es auf den Nenner zu bringen, je intelligenter der Jugendliche ist umso eher die Wahrscheinlichkeit, dass er dem Landkreis für immer verloren geht.

Die Konzentration auf den Tourismus hat viele Entscheider blind werden lassen für die tatsächlichen Probleme. Der Tourismus ist ohne Frage wichtig für unsere Region kann aber nicht weiter alleine die wirtschaftliche Entwicklung unserer Region bestimmen. Mit den fast ausnahmslos Billigjobs in dieser Branche gehen nicht nur die Jugendlichen verloren sondern auch Steuereinnahmen. Unsere Kinder wollen einfach nicht alle Kellner, Koch oder Zimmermädchen werden. Wen wundert es? Auch der öffentliche Dienst als wichtiger Faktor kann die Jugend nicht halten.

Hier geht es um intelligente Wirtschaftsförderung die sich darum bemüht ein Umfeld zu schaffen das neue Unternehmen anlockt und für ein breiteres Angebot an Arbeitsplätzen sorgt. Ein emissionsfreier Landkreis zu werden ist sicher ein hehres Ziel aber es genügt alleine nicht und die Zahl an Arbeitsplätzen die hierdurch entsteht ist sehr überschaubar. Unsere niedrige Arbeitslosenzahl ist für uns alle teuer erkauft. Weil die Jugend nicht im Kreis bleibt und weil wie angesprochen eine große Anzahl von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern jeden Morgen lange Anfahrtswege in Kauf nehmen muss. Es wäre wünschenswert das sich die Politik endlich diesem Problem zuwendet und sich nicht weiter sonnt wenn es wieder heißt, der Landkreis hat unter 4 Prozent Arbeitslose. Andere Städte haben es uns vorgemacht, siehe Wittlich und Polch.

Heinz Hunke, Pesta Eisele, Bullay

2011 | Moselorte bei Zell eine Einheit?

Was wollen die Bürgermeister - was die meisten Bürger?

Das faszinierende Luftbild von unserer Moselschleife am Samstag auf der Titelseite der Rheinzeitung zeigt anschaulich, wie die Moselorte der Verbandsgemeinde Zell von Pünderich bis Neef eine landschaftliche Einheit bilden. Diese geografische Nähe und viele andere Gemeinsamkeiten sind geschaffen dafür, um Zell herum aus den einzelnen Gemeinden und Stadtteilen ein Ganzes zu schaffen, was sich im Wettbewerb der Regionen behaupten kann.

Schrumpfende Bevölkerungszahlen bei sowieso kleinstmöglichen Gemeindegrößen sind künftig gewiss keine Basis für eine solide wirtschaftliche, kulturelle und lebenswerte Zukunft unserer Jugend. Sie zieht es schwindsüchtig außer Landes. Zuzug nach hier ist praktisch nicht zu verzeichnen.

Gleiches gilt für Wirtschaft und Unternehmen gleich welcher Art und Größenordnung. Machen wir uns doch nichts vor: Ein Dorf um oder unter 1.000 Einwohnern und ein viereinhalbtausender Städtchen wird von potentiellen Ansiedlern, wirtschaftlich Interessierten von auswärts und von qualifizierten Arbeitskräften kaum wahr genommen. Da spielt Vieles ineinander. Da bewegen wir uns ganz weit hinten. 10.000 ist eine Hausnummer! Damit ist man in allen Landkarten zu finden. Damit wird man da, wo es wichtig ist, wahr und ernst genommen.

Das Glück der schönen Landschaft "Mosel" kaschiert Manches. Doch glaubt jemand ernsthaft, die Finanzprobleme in dem Orten an der Zeller Moselschleife würden sich von alleine lösen, wenn jede Gemeinde weiter alleine vor sich hin wurschtelt? Wird ernsthaft angenommen, die um die Pleite herum vegetierenden Gemeindekassen würden sich von selbst wieder füllen? Glaubt jemand ernsthaft, ein Alfer Schwimmbad zum Beispiel würde sich von selbst und aus eigener Kraft engagierter Förderer sanieren? Wie soll ein Millionen schwerer Verbandsgemeindeverwaltungsneubau gestemmt werden, und wie und wo mit können neue Gebiete für Neues erschlossen werden?

Ok! Im nahen Hunsrück sind gewinnträchtige Windräder gewachsen, vermehren sich und sollen es künftig nach erklärtem Willen "geordnet" weiter tun. Rettungsschirm für unsere maroden Finanzen? Wie in der großen Politik wird dann irgend wann ein weiterer folgen. Die Mosellaner könnten mit brach liegenden Weinbergsflächen als Solarenergiekassenfüller einspringen! "Briedler Herzchen" zum Beispiel oder "Bullayer Brautrock" aus der Steckdose als Finanzlochstopfer-Marketingidee! Jede Gemeinde hat ja das Recht seine Landschaft zu gestalten!

Doch ohne Spaß: Wir alle an der Zeller Moselschleife müssen ernsthaft überlegen, ob wir uns nicht zusammentun. Leider hat der Gedanke bei unseren Bürgermeistern keine Begeisterung sondern offiziell eine klare Absage hervorgerufen. Das ist zu respektieren, denn alles hat seinen Grund. Doch ist es denkbar, dass - wenn nicht die Bürgermeister - die meisten Bürger sich dafür aussprechen könnten? Vielleicht kommen "Wir von der Moselschleife" uns dann irgendwann näher. In einer wohl immer noch kleinen Stadt mit 10.000 Einwohnern. Wir und vor allem unsere Jugend hätten es verdient.

Mehr im Internet unter www.bestzeller.de. Ich freue mich zur weiteren Meinungsbildung über Ihre Kommentare - gleich in welche Richtung - an die Rheinzeitung oder auch an mich privat unter j.wirtz@wirtz-online.de.

Jürgen Wirtz
Zell an der Moselschleife
05.10.11

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Hintergrundfoto: Arne Houben, RMV-Rhein-Mosel-Verlag, Zell (Mosel), www.r-m-v.de/